Merlin Schreiber

Zuletzt kam die Frage auf, welche Stücke und Werke die Schülerinnen und Schüler lernen und kennen sollten. Auf Streaming-Anbietern wie Spotify sind über 100 Millionen Songs zu finden. Das entspricht fast 700 Jahren Musik, also etwa 10 Personen, die kontinuierlich Musik hören, ohne zu schlafen. (Falls meine Rechnung stimmt). Daher macht es Sinn, über einen Hörkanon nachzudenken.

Ich orientiere mich in meinem Gitarrenunterricht bisher sehr an den Wünschen der Schülerinnen und Schüler. Dies mache ich, da ich die Hoffnung habe, dass dadurch die intrinsische Motivation gesteigert wird und die Menschen mehr üben. Dennoch habe ich als Musiklehrer auch die Pflicht der Kulturvermittlung. Ich frage mich, an welchem Kanon ich mich orientieren soll. Ich habe dazu mal die Playlist der TU Dortmund in Bezug auf das Hörrepertoire zu Rate gezogen, die von angehenden Musikstudierenden gekannt werden müssen. Mir fällt direkt auf, dass die Klassiker wie Bach, Beethoven, Schubert etc. mit ihren Werken überrepräsentiert sind. Auch fällt auf, dass von den etwa 340 Titeln gerade mal vier von Frauen sind. Es ist schwer, eine gute und gerechte Mischung zu finden. Gerade da es immer noch weniger Frauen in der Musikkultur gibt und vor allem früher gab, ist es schwer, hier ein ausgewogenes Bild zu erstellen.

Ich nehme aus diesen Gedanken für mich mit, noch besser darauf zu achten, dass auch Minderheiten in meiner Songauswahl repräsentiert werden. Ich möchte versuchen, eine ausgewogene Mischung zu finden, im besten Fall ohne eine gewisse Quote erfüllen zu wollen. Weiterhin ist es, denke ich, sehr wichtig - vor allem bei etwaigen Rappern - immer wieder zu hinterfragen und zu thematisieren, ob sie diskriminierende Texte haben. Es ist meiner Meinung nach wesentlich effizienter, über diskriminierte Musik zu sprechen und die Künstlerinnen und Künstler zu entlarven, als sie aus dem Unterricht auszuschließen.