Merlin Schreiber

Bin ich kritikfähig? Kritikfähigkeit ist etwas Gutes, und jeder Mensch sollte sich Kritik zu Herzen nehmen. Im Lehramtsstudium geht es mittlerweile viel um Selbstreflexion, soweit ich mich erinnere. Kritik hilft mir oft, besser zu werden oder mich zu bilden. Vielleicht spielt dabei auch manchmal der Wille mit, die Kritik zu entkräften und es besser zu wissen.

Aber ich habe festgestellt, dass Kritikfähigkeit beim Songwriting auch problematisch sein kann. Gerade wenn man anderen Musikern halbfertige Sachen zeigt, bekommt man viel Feedback und Kritik, die mich immer stark verunsichert und einmal ausgesprochen, immer durch meinen Kopf schwirrt. Ich gehe gerade dazu über, meine Solosachen niemandem mehr zu zeigen, bis sie komplett fertig sind. Während des Entstehungsprozesses brauche ich sehr viel Sicherheit, die von (vielleicht sogar auch irgendwie gerechtfertigter und nett gemeinter) Kritik leider zerstört wird.
Als guter Songwriter braucht man Selbstvertrauen und eine Vision. Wenn man den Song fertig hat, sollte er vielleicht so stark sein, dass die Kritik oder das Feedback tatsächlich einen positiven Effekt das künstlerische Schaffen hat, sodass man den nächsten Song vielleicht besser schreibt. Der fertige Song ist aber nun mal so wie er ist auch mit seinen Ecken und Kanten.

Ein deutsches Sprichwort sagt: Es ist leicht, ein Werk zu kritisieren; aber es ist schwer, es zu würdigen. Als ich gerade nochmal einige Aphorismen zum Thema Kritik las, fand ich dieses von Honoré de Balzac: Die Kritik ist eine Bürste, die man bei leichten Stoffen nicht verwenden darf, weil sie da alles wegnähme. Zum Glück findet man für jede Position Aphorismen und Binsenweisheiten.

Keep on Rocking und sei stolz und zufrieden mit deiner Musik, die du selbst machst. Sie ist ein Teil von dir und immer wertvoll, auch wenn sie nicht jedem gefällt.